Fluchtabenteuer, Jules Verne ist nicht Autor des Grafen von Monte Christo, wozu benutzt er diesen dennoch?

Jules-Gabriel Verne, (* 08. 2.1828 in Nantes; † 24.03.1905 in Amiens.)
Er ist der Älteste von fünf Kindern und Sohn eines Anwalts. Großvater des europäischen Science-Fictions wird er genannt, Mann der die Zukunft erfand oder auch Revolutionär im wissenschaftlichen Bereich. Er studiert Rechtswissenschaften und Jura. Kapitän Nemo, Phileas Fogg oder Professor Lidenbrock heißen seine Helden später. Seine Romane entwickeln sich zu den gefragtesten Hollywood-Stoffen der Welt!

Kontakt zu Alexandre Dumas und Pierre-Jules Hetzel
Er beginnt zu schreiben. Jules Verne kommt in Kontakt zu Alexandre Dumas. Dieser protegiert ihn. Er freundet sich mit dessen Sohn Alexandre Dumas dem Jüngeren, an. Nebenher macht er Schiffsreisen nach Schottland und nach Norwegen. Die großartige Welt der Seefahrt erschließt sich ihm. Er lernt 1862 einen versierten Jugendbuchverleger, Pierre-Jules Hetzel, kennen. Hetzel bringt seinen ersten Science-Fiction-Reiseroman Cinq semaines en ballon (Fünf Wochen im Ballon) heraus. Hetzel vermag noch mehr. Er nimmt ihn für weitere Romane dieser Art unter Vertrag und tritt als Lehrmeister in Erscheinung, indem er Verne zum Schreiben anleitet. Sein Schreiben soll das Publikum faszinieren, hochwirksam und interessant sein. Verne lernt Naturforscher und Erfinder kennen. Diese wunderbaren Kontakte erweitern seine Kenntnisse. Sie beraten ihn fachlich, verhelfen ihm zu attraktiven Ideen, die er zunächst sammelt. Er verwahrt sie in einem Zettelkasten.

„Alles, was ein Mensch sich vorzustellen vermag, werden andere Menschen verwirklichen können.“
So lautet ein Zitat von ihm, u.a. verwendet von Bundeskanzlerin Merkel in Berlin 2018 anlässlich der ILA Berlin Air Show.
Es spiegelt sich in seinen schriftstellerischen Werken. Er selbst ist kein Techniker, versteht es jedoch wissenschaftliche Beschreibungen von Ingenieuren seiner Zeit für seine Geschichten zu verwenden. Er schmückt sie aus, schreibt ihnen Eleganz zu und füttert Millionen von Lesern mit Fiktionen. Er schreibt technischen Geräten die Herstellung durch tatsächlich existierende etablierte Unternehmen zu. Verne gibt Erklärungen ab, die er sich aus einschlägigen Artikeln in Bibliotheken holt. Im Interview spricht er davon, Fiktionen zu entwickeln, die in der Folge Tatsache werden mussten! Er holt sich Inspiration, wo immer es geht. Er benennt zum Beispiel seine „Nautilus“ zu Ehren des Konstrukteurs eines Unterwasserbootes Robert Fulton ebenso. Andererseits gibt er ihr die Form einer Dampfschiffkonstruktion, die gerade nicht der von Unterwasserbooten entspricht.

Reise- und Abenteuerromane mit Science-Fiction-Anteil
Er schreibt zahlreiche begehrenswerte Romane. Es kommt ihnen zugute, dass sie meist fortsetzungsweise in Hetzels 1864 gegründeter Jugendzeitschrift Magazin illustré d’éducation et de récréation (Illustrierte für Erziehung und Erholung) erscheinen. Erst danach werden sie in Buchform verlegt. Meistens sind es Reise- und Abenteuerromane. Sie besitzen mehr oder wenige große Science-Fiction-Anteile. Hetzel hat eine eigene Rubrik: Voyages extraordinaires (Außergewöhnliche Reisen), um sie noch besser zu vermarkten. Vernes Leistung besteht in einer außerordentlichen Gabe wissenschaftliche und technische Intuition zu verknüpfen.

Verne verbindet die Idee der Geschichte des Grafen von Monte Christo mit eigenen Erlebnissen und Gedanken.
Sein Buch „Mathias Sandorf“ entsteht. Verne schreibt dazu: „Es ist der Versuch, aus Mathias Sandorf den Grafen von Monte Christo der Abenteuerlichen Reisen zu machen.“*

Abgucken lohnt sich! In diesem Fall hat er es gemacht bei Alexandre Dumas. Er widmet das Buch seiner Freundschaft zu Alexandre Dumas dem Jüngeren und ehrt dessen Vater (und Autor der spannenden Erzählung: Der Graf von Monte Christo.)

2021-05-02, Timea Hiller
Empfehlung / Quelle: Mathias Sandorf, 1979 Deutscher Bücherbund GmbH & Co, Lizenzausgabe, Lübbe Verlag